Ich kenne dieses Gefühl besonders im erwachenden Frühling. Die Sonne scheint, die Tage werden wieder länger, plötzlich ist eine andere Atmosphäre in der Luft. Menschen begegnen sich ganz anders, auf der Straße sind sie nach langen Wintermonaten wieder einander zugewandt, grüßen, lächeln, lachen sogar und verbreiten eine ansteckend fröhlich prickelnde Stimmung. Frühlingsgefühle.
Frühlingsgefühle. Was Sonne und mehr Licht am Tag ausmacht. Was Lebensfreude ausmacht.
Plötzlich erscheinen meine Nöte und Sorgen handhabbar im Verhältnis zu den Zeiten zuvor, die in diesen lichtvollen Situationen kaum noch meiner Erinnerung zugänglich sind: das Los- und Angehen so mancher Tätigkeiten war mit Widerstand versehen- im wahrsten Sinne des Wortes „ein Angang“. Als hätten sich die Wolken zwischen mich und meine Aufgaben platziert.
Jetzt fühlt die in mir strömende Lebensfreude sich an wie eine zauberhaft dynamische, mich hebende Kraft. Aber was bedeutet es, hier im Norden Deutschlands zu leben, mit verhangenem Himmel und Tagen, an denen gefühlt kein Sonnenstrahl mir begegnet.
Was bedeutet das für unsere Arbeitsfelder, für unsere partnerschaftlichen und Lebensbeziehungen? Was bedeutet es für unsere Kinder, die noch ihre Lebensfreude ganz ursprünglich - weniger abhängig von der Sonne - in sich tragen? Was, wenn die Großen um sie herum gestresst sind, missmutig und gereizt? Im ersten Moment geben die Kleinen noch ihre energetisierende Kraft und Freude an die Großen ab, dann aber versiegt irgendwann auch ihr Nachschub.
Das Leben freudig und wandelnd in die Hand zu nehmen, es immer wieder dem Neuen in der Welt anzupassen, unterbleibt. Dann sind wir noch nicht einmal von einer uns jeden Moment stärkenden Umgebung getragen und genährt.
In der Folge ziehen Burn-Out, Depression und Aggression in unsere Häuser, Körper, Seelen und Herzen und legen sich über unsere Beziehungen, unser Arbeitsleben, unsere ganze Existenz.
Was also bleibt für uns zu tun? Wie können wir in äußerlich und innerlich dunklen Zeiten das Licht, die Energie für das Schwingen der Lebensfreude wieder entfachen? Wie können wir das Zuhause mit energetisierter Freude versehen, ohne es in Richtung Sonne verlassen zu müssen? Wie finden wir wieder Zugang zu unseren kreativen Spiel- und ja auch Spaßreserven?
Wie leuchtet in mir wieder das innere Licht, das mich mit den freudigen Geheimnissen in der zurückgezogenen Tiefe verbindet? Und das lustvoll-energetisierende Ergänzungspaket im Herbst und Winter darstellt?
1. Allein in der eigenen Innenwelt
Schweigen und „Aus-Kosten“ des Alleinseins in der eigenen Innenwelt, das „sich Einzulassen“ auf das scheinbar innere Nichts, das Aushalten, mal einen kleinen Moment oder auch mal einen längeren einfach vor der verschlossenen inneren Tür zu stehen und zu warten. Einfach dort zu sein. Denn manchmal beginnt diese innere Welt ihre Musik zu spielen, erst ganz leise, dann immer lauter und wahrnehmbarer. Und offenbart so ihre Geheimnisse. Im Nicht-Denken, im Nicht-Wollen, im Nicht-Fordern, im Nicht-Wissen.
Diese Fähigkeiten sind oftmals nicht wirklich geschätzt. Da zeigt sich, dass jede Form des vermeintlichen Wissens eine Gewissheit für unsere Seelen ist und damit im ersten Moment erträglicher ist als das Ungewisse. Das Nicht-Wissen: eine komplette menschliche Zumutung und Herausforderung. Und doch, wenn ich mich darin übe und mich ihm aussetzte, ist das oft schon die (Er)-Lösung.
2. Meditieren
Weiter bewähren sich Meditationen in jeglicher Form. Das Herunterfahren der körperlichen und geistigen Aktivitäten, das sich auf einen wesentlichen Kern zu konzentrieren, hilft uns, die Aktivität der Zirbeldrüse zu stimulieren.
Die Zirbeldrüse ist ein kleines zapfenförmiges Organ im Mittelhirn. Sie bildet das Schlafhormon Melatonin aus dem Glückshormon Serotonin und gibt das ins Blut sowie Gehirnwasser ab. Somit steuert sie unsere innere Uhr und reguliert unseren Schlaf. Melatonin macht uns müde und stärkt gleichzeitig das Immunsystem. Es bildet sich, wenn es dunkel wird. Da es im Sommer länger hell ist, produzieren wir zu dieser Jahreszeit weniger Melatonin.
Im guten Meditations- und Schlafprozess entsteht der Kontakt zu unserem inneren Licht. Daher ist die Zirbeldrüse auch als drittes Auge bekannt, wobei ihr nahezu mythische Fähigkeiten zugeschrieben werden.
3. Unsere Zirbeldrüse stimulieren
Wir können unsere Zirbeldrüse in Meditationen stimulieren, indem wir uns auf die Region im Mittelhirn konzentrieren und uns ihre leuchtende Aktivität vorstellen.
Auf die Zirbeldrüse und ihr Leuchten konzentriert zu sein, ist für mich immer eine gute Übung im Kontakt mit herausfordernden Situationen. Im nächsten Schritt meine Zirbeldrüse in Interaktion mit der Zirbeldrüse meines Gegenübers zu sehen, macht so manches Gespräch zu einem Hochgenuss.
4. Das Feld meiner Lebensfreude
Ich lege ein Blatt Papier vor meine Füße. Das benenne ich und beschrifte es als meine Lebensfreude. In einem bewussten Prozess trete ich nun in dieses Feld meiner Lebensfreude und lasse mich auf ihr energetisches Feld ein.
5. Die liegende Acht
Wenn nicht eine eigene Bewegung in mir entsteht, kann ich im nächsten Schritt vor meinem inneren Auge von unten nach oben eine sich bewegende liegende Acht in meinem Körper visualisieren. Diese liegende Acht an den Füßen beginnend nach oben bis über den Kopf hinaus: von links unten über links oben nach rechts unten über rechts oben wieder nach links unten.
Was für ein Geschenk an uns selbst, unsere Nächsten, unsere Umwelt aber besonders unsere Kinder, wenn es uns gelingt, dieses innere Licht der Lebensfreude zu entfachen- besonders in dunklen und düsteren Zeiten.
So freue ich mich auf die lichtvollen Begegnungen mit Euch.
Ulrike v. Bergmann-Korn